
Marktstudie zur Durchdringung des deutschen Baumarktes mit strohgedämmten Gebäuden

Verfasst 2019 im Rahmen von UP STRAW, einem Projekt des Interreg-Programms North-West Europe durch Wiebke und Benedikt Kaesberg im Auftrag der Benediktinerabtei Plankstetten

Preissituation und Kostenvergleich
Strohgedämmte Gebäude haben grundsätzlich ähnliche Herstellungskosten wie vergleichbare Gebäude.[1]Bei dem Vergleich von Gebäuden unterschiedlicher Bauweisen besteht die Gefahr, dass „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. Die Kosten werden durch vielfältige und kaum vollständig benennbare Faktoren und Rahmenbedingungen beeinflusst. Zu den Einflussfaktoren gehören u.a.:
- Ausbau- und Energiestandard
- Eigenleistungsanteil
- Baujahr
- Allgemeine Qualitätsmerkmale
- Regionale Preisunterschiede
Methodik[3]
Für den nachfolgenden Kostenvergleich wird daher folgende Methode gewählt: Die Kosten der Strohbauweise sind detailliert auf der Basis von im Jahre 2016 im Norden Deutschlands realisierten Gebäuden berechnet. Zum Vergleich werden Herstellungskosten von Ein- und Zweifamilienhäusern aus dem in Deutschland zur Kostenschätzung etablierten BKI-System (statistisch abgesicherte Aussagen auf der Basis von abgerechneten, dokumentierten Bauvorhaben) herangezogen.
Herstellungskosten von Ein- und Zweifamilienhäusern
Ein strohgedämmtes Gebäude in gewählter Vergleichsbauart kostet etwa gleich viel wie ein Gebäude mittleren Standards durchschnittlich in Deutschland 2016 gekostet hat. In der hier gewählten Vergleichsbauart weist das strohgedämmte Gebäude eher überdurchschnittliche Qualitätsmerkmale auf: Die Wandflächen sind zu einem großen Teil lehmverputzt. Die Fußböden bestehen aus Echtholz und hochwertigen Fliesen. Die Wärmeerzeugung erfolgt vollständig mit Biomasse. Weiterhin wird der Effizienzhausstandard A+ sowie der KfW-40-Standard (EnEV 2016) erreicht. Zusätzlich ist das Gebäude mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.

Baukosten von strohgedämmten Außenwänden
Am häufigsten wird Strohdämmung in Außenwänden verwendet. Der Anteil der Baukosten an den Herstellungskosten liegt für die Außenwände im Bereich von ca. 23 % (BKI mittlerer und gehobener Standard) bis 27 % (Strohwände). In der gewählten Vergleichsbauart weisen diese eher überdurchschnittliche Qualitäten auf (etwa Lehmputz innen oder hochwertige, dreifach verglaste Holzfenster).

Kosten und Leistungsanteile einer typischen strohgedämmten Außenwand
Eine strohgedämmte Außenwand in der gewählten Vergleichsbauart (ohne Fenster und Türen, beidseitig direkt verputzt, einschließlich Anstrich) hat im Norden Deutschlands 2016 ca. 283 €/m2 Wandfläche gekostet. Ein großer Teil der Kosten geht auf die arbeitsintensive Verputzung zurück. 2019 lag er bei rund 313 €/m2 Wandfläche (siehe Tabelle).
[1]Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), „Strohgedämmte Gebäude“, S. 41. Mit Herstellungskosten sind die Kostengruppen 200 bis 700 nach DIN 276 gemeint.
[2]Ulrich Steinmeyer, ebd, S. 4, Datenquelle: Statistisches Bundesamt, LBS Research 2016
[3]„Strohgedämmte Gebäude“, Broschüre der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), 3. Unveränderte Auflage, 2018, S. 41–42